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rupse(klammert)

Mittwoch, November 23, 2005

Warten auf's Christkind

War heute beim Arzt um mich heilen zu lassen. Termin um 16:45. Da ich mich beim Hinlaufen fürchterlich vertan hatte stand ich bereits um 16:25 Uhr vor der Praxis. Also bin ich nochma' ummen Blog. 16:35 schlug ich dann in der Praxis auf. Die Arzttresendame vergrößerte ihre Augen ob der herausragenden Überpünktlichkeit meinerseits. Anscheinend kommt der gemeine Mensch heutzutage eher zu spät. Im Wartezimmer rüber zur Zeitschriftenauslage. Dort griff ich mir die 'AUTO HiFi' - die sah ich zum ersten mal in einem Arztwartezimmer und glaubt mir, ich kenne echt Einige! Die Zeitung ist Schrott. Dann eben zur aktuellen 'Schöner Wohnen'. Ich entschied mich nach dem Durchforsten des Inhaltsverzeichnisses für dem Bericht, wie man das Gäste-WC sinnvoll, schick und funktionabel verschönern kann. Habe zwar kein Gäste-WC, aber ein Bad mit WC - da kann man sich bestimmt ein paar interessante Anregungen holen. Stimmt - Anregungen gab's genug. Um diese in die Realität umsetzen zu können benötige ich allerdings in den kommenden 6 Monaten jeden Monat Weihnachtsgeld. Glaube das geht nicht. Dann plötzlich - es schlug gerade mal 16 Uhr 47 - wurde ich auch schon aufgerufen. Erstaunt ob der außßergewöhnlichen Pünktlichkeit folgte ich der Aufrufenden in ein Behandlungszimmer, in dem ich mich Setzen sollte. Ich tat's ohne hinzugucken.

Willkommen zum Behandlungszimmer-Watching!

Ein großer grauer Schrank, bei dem bereits die Pressspanseitenwände am unteren Ende aufgrund des täglichen Nassaufwischens des Bodens aufquollen. Zwei unschöne Bilder an der Wand, 'ne Liege mit 'ner Riesenrolle Zewa am oberen Ende, ein kleines Schubkastenwägelchen, auf dem sich die lustigsten verchromten Instrumente tummelten. Ein Schreibtisch mit einem 15-Zoll-TFT-Display drauf (Monitor sagt man ja nicht mehr), 'ner Windows-Tastatur und 'ne optischen Mouse. Dann kam ich auf dem Stuhl (wenn man mal so reihum geht), daneben ein Waschbecken mit Spiegel und dann an der Wand das Prunkstück des Behandlungszimmers - die Gegensprechanlage der Firma Ackermann vom Typ "clino phon 95" - ein wirklich sinniger Name für dieses Produkt - alle Achtung!
Da saß ich jetzt bis 17:20 eine gute halbe Stunde in diesem doofen Behandlungszimmer ohne Zeitschrtift und ging meinem heimlichen Hobby, dem Kachelzählen, nach. Dann kam der Arzt, heilte mich in Nullkommanix und um 17:25 Uhr stand ich mit einem Rezept in der Hand bereits auf der Straße. Sowas nenne ich mal 'ne zünftige Abfertigung. Da hat er ja meine Wartezeit im Mini-OP ruckzuck wieder rausgeholt. Guter Doktor. Wenigstens hat er sich für diese Termin-Verzögerung nicht auch noch entschuldigt - das wäre ja auch zuviel verlangt! Mit dem Rezept bin ich dann gleich in die Apotheke und entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten hatten sie dieses Medikament sogar vorrätig. Heute ist wohl mein Glückstag. Den unnormalen Betrag von 4 Euro 37 gelatzt und der Apothekenfrau verwundert in die Augen gesehen, als sie mein Rezept stempelte und mir mit dem Rausgeld zurückgab. Warum sie mir das quasi "entwertet" zurückgäbe, was ebenfalls nicht zur ihren sonstigen Gepflogenheiten zählte, frug ich und wollte das von ihr wissen. Daraufhin meinte sie, daß das Medikament nicht verschreibungspflichtig sei und das ich den normalen Preis beglichen hätte. Verwirrt verließß ich den Laden. Na toll, mein Wunderheilmittel steht auf einer Stufe mit Hustinetten. Den Arztbesuch hätte ich wahrscheinlich auch durch ein einfaches Telefonat klären können. Aber dann hätte ich die CLINO PHON 95 nicht kennen gelernt - also doch mein Glückstag.