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rupse(klammert)

Freitag, Oktober 07, 2005

Schlangestehen

Ich stehe meist recht gerne in einer Warteschlange. Man wartet eben, döst so vor sich hin, denkt über Sinnloses nach, beobachtet andere Mit-in-der-Schlange-Steher (im folgenden nur noch MidSS genannt) oder Nicht-mit-in-der-Schlange-Steher, die in der Nähe ducrh Vorbeigehen überzeugen. Macht sich Gedanken über die Formulierung dessen, was man dann am Ende der Schlange ordern möchte bzw. über das taktische Vorgehen zum schnelleren Erreichen des Endziels, wenn man dann eben an der Reihe ist.

Anstehen macht mir nichts aus, solange es in ertragbaren Zeitabständen Stück für Stück näher ans Ziel geht.

Anstehen macht mir solange nichts aus, wie sich jeder der Teilnehmer, die das gleiche Schicksal teilen, den offiziell verabschiedeten und in den Genfer Konventionen niedergeschriebenen Gesetzen (Link zum „Regelwerk kulturellen Wartens“) des Schlangestehens fügen.

Drängler mag ich nicht. Ich mag’ auch nicht diese unverfrorenen „Ach, Sie stehen auch an?“-Sager oder die Personen, die mir eiskalt ein „Ach, Sie sind das Ende?“ entgegenschleudern. Es gibt natürlich noch ein gutes Dutzend anderer Dinge, die mich beim Schlangestehen stören, wie die Beleidigung meines Geruchsinns durch MidSS, das plötzliche Eröffnen einer zweiten Schlange, die allerdings das selbe Ende aufweist und so weiter und so weiter und so weiter (ich glaube, ich sagte es bereits).

Heute kam etwas Neues zur Aufzählung der Dinge „die ich in einer Schlange nicht mag“ hinzu. Ich stand seelenruhig da und an, schien fast im Stehen einzunicken – befand mich quasi in einer Art Dämmerzustand, der es mir jedoch noch erlaubte, ein paar Schritte nach vorne zu tippeln, wenn es voran ging. Plötzlich fährt es mir so dermaßßen erschreckungstechnisch in die Glieder, als mir mein Hintermann unvorhergesehen „Dann mußßt du’s halt noch mal machen“ ins Ohr schreit.
Rupse setzt seinen angsteinflößßenden Todesblick auf und dreht sich zur Lärmquelle um, um ihr gaaaaanz tief in die Augen zu schauen. Da hat dieser Fuzzi hinter mir so eine Hosentaschentelefon-Blauzähne-Kopfgarnitur am Ohr baumeln und verbalisiert sich in gehöriger Lautstärke in das vor seinem Mund herumschwänzelnde Mikrofon. Leider konnte ihn mein Todesblick nicht zum Auflegen bewegen, aber Gedanken wird es sich wohl in Zukunft machen, bevor er demnächst mal wieder die Ruhe unschuldiger Bürger mit seiner Stimme zerschneidet.

Also liebe ZuleserInnen, wer nicht das Risiko eingehen möchte, sich Rupses-Todesblick aussetzen zu müssen, sollte also beim nächsten Anstehen auf eine wie oben beschriebene Aktion verzichten, denn man weiß ja nie, wo ich gerade mal wieder warte.


Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.


Für unsere Gelehrten noch ein paar Zusätze:

Aus wissenschaftlicher Sicht wird die Warteschlange in Wikipedia übrigens folgendermaßßen definiert: "Eine Warteschlange bildet sich, wenn mehr Angebote pro Zeiteinheit an ein System gerichtet werden, als dieses in der selben Zeit verarbeiten kann, das Angebot also die Leistung des Systems übersteigt."