Früher war alles besser bzw. anders

Wurde gestern abend in der Straßßenbahn Zeuge eines ungewohnten Schauspiels. Mein unbekannter Gegenüber auf dem Vierer, der die ganze Fahrt über mittels eines Kopfhörers Musik hörte, fing plötzlich an hektisch in seiner Jackentasche zu kruschteln, nachdem, auch für mich hörbar, kein Laut mehr über seine Ohrmuscheln ging. Mein Blick schweifte kurz aus dem Fenster, um das Lichterschauspiel der Nacht zu beobachten, als ich ein klapperndes Geräusch vernahm, welches mir zwar bekannt vorkam, allerdings schon lange nicht mehr vernommen worden war. Nahezu triumphierend hielt der Musikhörer eine Tonbandkassette in die Luft und fing alsgleich an, diese nach dem Herauskramen seines Taschentapedecks, gegen das abgelaufene Band auszutauschen. Ein wirklich seltsames Schauspiel, welchem ich schon über Jahre nicht mehr beiwohnen durfte bzw. selber nicht mehr vollführte, nachdem ich auf Medien wie MD-Player und mittlerweile iPod umgestiegen war. Klasse, mit welcher Technik man sich damals zufrieden gab. Da kam damals tatsächlich Musik raus, die unseren Ansprüchen voll und ganz genügte. Heutzutage würde man so etwas aufgrund von permanentem Rauschen, minderer Kapazität, unhandlicher Größe und absoluter Offenbarungseid zur Uncoolness kurzum in die Tonne treten. Früher war man mit so etwas zufrieden, wenn nicht gar mehr als zufrieden. Noch heute schlummern nahezu 200 Tapes von mir auf dem Dachboden einer Ex-Wohnung (wenn sie mein Nachmieter nicht endlich mal entsorgen mußßte). Fällt sowas eigentlich schon unter Sondermüll? Sollte ich mal langsam so einen Castor-Behälter zur fachgerechten Entsorgung der Bänder anfordern? Da fällt mir ein – mein Tapedeck könnte ich eigentlich auch mal versuchen, beim 1,2,3,meins-Auktionshaus zu verhökern. Der ein oder andere Euro sollte für diese Antiquität noch rausspringen. Oder verschenke ich es einfach zu Weihnachten – das wär’s noch – geile Idee, die nach baldiger Umsetzung schreit.